Montag, 28. Januar 2008

Finland meets Singapore

Im Rahmen des diesjährigen M1 Fringe Festivals in Singapur trat zum ersten Mal in Asien ein 'Beschwerdechor' in Aktion. Auf so eine Idee können doch nur... richtig - die Finnen! kommen. Das finnische "Valituskuoro" bedeutet soviel wie "sich gemeinschaftlich beschweren" und wird am treffendsten mit Complaints Choir übersetzt. Das finnische Paar Tellervo Kalleinen und Oliver Kochta-Kalleinen hat daraus ein weltweites Projekt gemacht. U.a. in Helsinki, St. Petersburg, Birmingham, Hamburg, und nun auch in Singapur wurden Beschwerdewillige ausfindig gemacht (man muss nicht einmal singen können!); gemeinsam werden die Klagen gesammelt, es wird getextet, vertont und aufgeführt. Die besungenen Beschwerden reichen vom schnarchenden Nachbarn über in der Wäsche verblassende T-Shirts bis hin zu globaleren Sorgen über zu wenig Sex oder nervige Handytöne.
Ein besonderes Schmakerl im restriktiven Singapur: Nachdem der Text zunächst von der hiesigen Medienkontrollbehörde genehmigt worden war, entschloss man sich am Tag vor den geplanten Aufführungen, schnell noch die öffentlichen Events zu verbieten, mit der Begründung, es würden ja auch Ausländer mitsingen, und der Text enthalte so viele Singapur-spezifische Passagen... Deshalb dürften die Aufführungen nur als Privatveranstaltungen stattfinden.
Ob es dafür wirklich Grund gab? Wer sich selbst ein Bild machen möchte, findet hier Auszüge aus dem Text:

We get fined for almost everything
Drivers won't 'give chance' when you want to 'change lane'
The indoors are cold, the outdoors are hot
And the humid air, it wrecks my hair
[...]
When a pregnant lady gets on the train
Everyone pretends to be asleep
I'm stuck with my parents till I'm 35
Cause I can't apply for HDB
We don't recycle any plastic bags
But we purify our pee

[Chorus] What's wrong with Singapore?
Losing always makes me feel so sore
Cause if you're not the best
You're just one of the rest
My oh my Singapore
What exactly are we voting for?
What's not expressly permitted is prohibited
[...]

Old National Library was replaced by an ugly tunnel
Singaporean men can't take independent women
People blow their nose into the swimming pool
And fall asleep on my shoulder in the train

Singapore's national bird is the crane
(the one with yellow steel griders)
Real estate agents' leaflets clogging up my mailbox
(en bloc, en bloc)
Why can't we be buried when we die?
No one wants to climb Bukit Timah with me

At first it was to speak more Mandarin
Then it was to speak proper English
What's wrong with my powderful Singlish???
[...]

People sit down during rock concerts
We have to pay for tap water in restaurants
All the bus stops have tilted benches
Cannot access playboy.com
[...]

Zum Reinhören und -sehen: Complaint Choirs Singapur und Helsinki.

Sonntag, 27. Januar 2008

Mich laust der Affe!

Kaum zu glauben, aber wahr: Im sterilen Singapur gibt es frei lebende Affen. Ganz in der Nähe meines Wohnortes, am Rande eines kleinen Naturschutzgebietes, leben einige Affenfamilien mit zahlreichen Kindern. Rechts und links entlang der kurzen Zufahrtsstraße trollen sie sich auf Geländern und Baumstämmen und unterhalten so die Menschen, die häufig extra mit dem Auto hier her gefahren kommen, um die Affen zu beobachten. Aber manchmal wird es denen eben auch zuviel mit dem angeglotzt werden...

Mittwoch, 23. Januar 2008

Chinatown im Neujahrsfieber


Das Tolle in Asien ist, dass man den Jahreswechsel gleich zweimal feiern kann. Einmal am herkömmlichen Silvesterabend, und dann nochmal zum Neuen Mond Anfang Februar, wenn das Chinesische Neujahrsfest ansteht. Von der Bedeutung kommt es in China, Vietnam, Kamodscha und weiteren asiatischen Ländern ungefähr Weihnachten, Geburtstag und Neujahr auf einmal gleich. Viele Leute nehmen sich zum "new year's holiday" zwei Wochen Urlaub, um zum Familienfest nach Hause zu fahren. In zwei Wochen wird also in Asien die größte Wanderbewegung des Jahres einsetzen.
Hier in Chinatown kann man schon eine Ahnung bekommen, welche Ausmaße dieses Fest annehmen wird. Seit über zwei Wochen ist das auch sonst schon recht quirlige Stadtviertel im rot-goldenen Ausnahmezustand. Die Haupt- und Seitenstraßen sind mit roten Lampions, goldenen Girlanden und Spruchbändern geschmückt. Symbolgeladen baumeln Wohnungsschmücke aller Art von den Decken und Markisen der Läden herunter; neben Süßigkeiten und kadierten Früchten aller Art gibt es hier faltbare Ananas, Puscheldrachen, Goldtöpfe und Glücksbringer bis hin zur Feuerwerksimitationsbox, die zwar ohrenbetäubend kracht, aber nicht raucht oder stinkt - schließlich sind wir in Singapur! Es gibt sogar aufblasbaren Ratten, denn im Jahr 4706 chinesischer Zeitrechnung wird das Schwein als Hüter des Jahres abgelöst von der Ratte. An den Wochenenden sind sogar manche Straßen gesperrt, um dem Kaufrausch der Feierwütigen genügend autofreien Raum zu gewähren.
Die Ratte kommt! Und bringt Reichtum und Wachstum - für all diejenigen, die - dafür gibt es ausgereifte Horoskope - zur rechten Zeit in das Richtige investieren. Man darf gespannt sein, wenn es am 7. und 8. Februar richtig heiß hergeht. Welcome the Rat!

Sonntag, 20. Januar 2008

Erste Singapur-Bilder...

können jetzt in diesem Fotoalbum angeschaut werden.

Samstag, 19. Januar 2008

Ho, Ho, Ho Chi Minh!

Nach nur sechs Wochen in der neuen Heimat verbringe ich eine erste Urlaubswoche im südlichen Vietnam. Noch immer ein sozialistisches Land, lässt Vietnam seine Touristen gänzlich unbehelligt von Kontrollen oder Schikanen herumreisen - jedenfalls ging es uns so.
Von Saigon aus, das jetzt Ho Chi Minh City heißt, machen wir uns auf ins Mekong-Delta. Wir waren positiv beeindruckt: Quirlige Städte mit unzähligen Motorrädern, die wie Bienenschwärme durch die Straßen brummen. Freundliche, hilfsbereite Menschen, deren flotte Sprache für den unkundigen Fremden wie aufgeregtes Entengeschnatter anmutet. (Wer den Film Mars attacks gesehen hat, kann sich gewiss an die Sprache der Marsianer erinnern...) Das Essen ist lecker, auch Frosch geht noch, wenn es sein muss - auf Feldmäuse, Hunde, Schlangen oder gar Schlangenwein haben wir dann doch lieber verzichtet.
Zum Glück ist vom Herz der Finsternis nichts mehr zu spüren, die vielen kleinen Seitenarme des Mekong liegen heute friedlich da - die einzige Aufregung scheinen die täglichen Floating Markets zu sein, auf denen vornehmlich Obst und Gemüse die Besitzer wechseln. Touristen gibt es schon einige, aber noch in Maßen, und entgegen den Warnungen unseres Reiseführers sind wir niemals übers Ohr gehauen worden - obgleich man schon ein bisschen aufpassen muss. Vor allem auf eines: Beim Bier Bestellen immer gleich dazu sagen, dass man bitte kein Eis möchte...
Wer Bilder anschauen möchte, findet welche in meinem Vietnam-Fotoalbum.

Freitag, 18. Januar 2008

Essen und Trinken verboten...

...zumindest in öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Preis fürs trotzdem Tun, wenn man erwischt wird: S$ 500. Das entspricht etwa € 250. Rauchen in Bussen und Bahnen ist noch teurer, und schier unerschwinglich das Mitführen von brennbaren Gütern. Außerdem darf man nicht im Lift urinieren, keine Haustiere oder Durians mit in die Bahn nehmen, keinen Müll liegen lassen und keine Graffitis sprühen oder Zettel an Wände kleben. Auf Zigaretten müssen bei Einfuhr hohe Steuern bezahlt werden (etwa € 75 pro Stange), und auf Drogenbesitz steht gar die Todesstrafe (die, wie zuletzt im Dezember 2005, auch an Ausländern gnadenlos vollzogen wird). Rasenflächen darf man gemeinhin nicht betreten, und auf keinen Fall darf man ein Kaugummi ins Land bringen oder gar auf die Straße spucken.
Selbige sollte im übrigen niemals einfach so überquert werden, sondern nur an den gekennzeichneten Übergangen. Sonst macht man sich des Jaywalkings schuldig, und neben einer Geldstrafe von S$ 500 für Ersttäter (bis zu S$ 2000 für Unverbesserliche) können angeblich sogar mehrmonatige Gefängnisstrafen verhängt werden. Ob das wirklich passiert? Keine Ahnung.
Aber angesichts der Tatsache, dass man hier sehr viele Menschen beim 'Jaywalken' beobachten kann, ist entweder der Schluss erlaubt, dass der Staat Singapur in diesem Punkt die Zügel ein wenig lockert, oder dass wir es hier mit einem äußerst mutigen Menschenschlag zu tun haben.

Wohnen in Singapur

Wohin ziehen 4,2 Mio. Einwohner in einer räumlich begrenzten Stadt? Genau, nach oben. In Singapur gibt es Hochhäuser aller Art. Die Hauptwohnform sind sog. HDBs, staatliche Betonburgen, deren Wohnungen in Privatbesitz sind oder weitervermietet. Als "alt" werden Häuserblocks bezeichnet, wenn sie in den 80er Jahren gebaut wurden. Entsprechend sind sie meist auch etwas runtergekommen und renovierungsbedürftg, v.a. was die sanitären Anlagen angeht. Dann gibt es die begehrten Condos (Condominiums), das sind "serviced appartments", bei denen neben dem obligatorischen Sicherheitsdienst auch meist ein Pool, ein Fitnessraum, vielleicht Grillplätze, oder im besten Falle kleine Läden und ein Restaurant genutzt werden können. Die Miete fällt entsprechend deutlich höher aus. Daneben findet man, in weitaus geringerer Zahl, eine Mischform aus staatlichem und privatem Wohnblock, sog. HUDCs, deren Appartments oft über zwei Stockwerke gehen; einige private Appartments sowie wenige Viertel mit zweistöckigen Häusern, vor allem in den eleganteren Stadtvierteln, die meist von Expats bevölkert sind. Das Foto zeigt einen HDB-Block aus den späten 80er Jahren in Bishan.

Wo ist überhaupt Singapur?

Singapur ist der kleinste südlichste Zipfel von Malaysia. So klein, dass es dem Zeichner der nebenstehenden Karte nicht mal eine eigene Farbe wert war. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch ein moskitoverseuchtes Sumpfgebiet, wurde es 1819 von dem englischen Gesandten Sir Stamford Raffles 'trockengelegt' und als Handelsposten ausgebaut. Mit (um)schlagendem Erfolg bis heute - Singapur hat den geschäftigsten Seehafen der Welt und ist nach London, New York und Tokyo der viertgrößte Finanzplatz.
Südlich von Malaysia erstreckt sich das riesige Indonesien, die nächstgelegenen Inseln sind in wenigen Stunden Fahrtzeit mit der Fähre zu erreichen. Nördlich liegen, zwischen zwei und drei Flugstunden entfernt, Myanmar (ehem. Burma), Thailand, Laos, Kambodscha und Vietnam, Richtung Osten erreicht man in wenigen Stunden die Philippinen. China ist, obwohl kulturell ganz nahe (etwa 75% der Bevölkerung sind Chinesen), doch um einiges weiter entfernt gen Norden (Flugzeit nach Shanghai: fünf Stunden), ebenso Australien - nach Perth fliegt man immerhin noch fünf Stunden, nach Melbourne sieben.